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Die Verfolgung des Lichtwechsels bestimmter Sterne zählt zu den sinnvollsten und befriedigsten Tätigkeiten des Amateurastronomen auf wissenschaftlich-astronomischem Gebiet. Für 25000
Veränderliche sind weltweit etwa 100 Fachastronomen zuständig. Da die wenigsten Astrophysiker ihre kostbare Zeit der Veränderlichenbeobachtung widmen können, kann der Amateurastronom auf diesem Forschungsgebiet erfolgreich tätig werden.
Die Lichtwechselregistrierung variabler Sterne mit lichtelektrischen, photographischen, elektronischen u. optischen Mitteln ist relativ materialaufwendig. J. Herschel und W.F. Argelander, die sich zu Anfang und Mitte des 18. Jahrh. auf
ihre Sinneseindrücke verlassen mußten, entwickelten eine einfache Methode der Helligkeitsbestimmung mit bloßem Auge. Die visuelle Stufenschätzmethode ist natürlich ebenfalls zur Bestimmung des Lichtwechsels der Planetoiden o.a. Objekte
geeignet. Die gesuchte Helligkeit eines Objektes findet man durch Anschlußbeobachtung an Nachbarsterne (Vergleichssterne) bekannter und konstanter Helligkeit. Die Plejaden bilden ein genaues Prüf- und Eichfeld der visuellen und photographischen
Photometrie (Fig. 19a, 19b).; Selbst dem Ungeübten werden Helligkeitsunterschiede der Plejaden im Fernrohr um 0.1-0.2 mag sicher auffallen, wobei man zwei Sterne nie gleichzeitig, sondern stets
ausgiebig abwechselnd indirekt unter mehrmaligen Blickwechsel betrachtet und in der Gedächnisskala einordnet. Nach einiger Übung werden selbst kleine Differenzen auf Anhieb bewußt wahrgenommen. Das menschliche Auge in Kombination mit dem
Gehirn, dem man als ein hochlichtempfindliches Meßinstrument getrost einiges zutrauen darf, ist immer noch das beste bekannte Bildverarbeitungssystem. Die Leuchtdichte der Sterne um 1 mag liegt bei 0.01 asb, so daß der eben noch feststellbare Reizunterschied zwischen zwei hellen Sternen rund 0.1 mag beträgt. Bei der Leuchtdichte nahe 1 asb beträgt die
Unterschiedsschwelle 0.02 mag. Beidäugiges (binokulares) Sehen verkleinert die Unterschiedsschwelle (<0.1 mag). Bei einem im Maximum 9 mag hellen Veränderlichen läßt sich daher ein Helligkeitsabfall um 14-9 = 5 Größenklassen
verfolgen. Jedoch sollten die Sterne 1-2 mag unter der Grenzgröße des Instrumentes liegen. Spektrale Wellenlängenempfindlichkeit der Zäpfchen und Stäbchen.
Zäpfchen und Stäbchen sind für Helligkeit und Wellenlänge sehr unterschiedlich empfindlich. Das Empfindlichkeitsmaximum der Zäpfchen ist röter und bei den Stäbchen blauer. Die Zäpfchen erreichen bei der Wellenlänge 5600 Ångström 99.5 %
ihrer Empfindlichkeit, die Stäbchen nur 35 %. Bei der Beobachtung Veränderlicher macht sich der Purkinje-Effekt also dahingehend bemerkbar, daß stark rötlich gefärbte Sterne (Mira-Sterne geringer Oberflächentemperatur) im Vergleich mit weißen Sternen in der
Nähe des Maximums heller und in der Nähe des Minimums schwächer geschätzt werden. In der Regel macht der Fehler nur 0.1 mag aus (1 Stufe). Das für den
mittleren Spektralbereich (orange-grün) scharf eingestellte Auge ist im langwelligen Licht weit- und im kurzwelligen kurzsichtig (chromatische Aberration). Da die Netzhaut gelb und grün zu weiß vereinigt, wird die chromatische
Unterkorrektion (den roten bzw. violetten Farbsaum) wegen der geringen Empfindlichkeit für diese Wellenlängen nicht wahrgenommen (evtl. bei hellen Sternen, die daher nicht mehr punktförmig erscheinen, da die Akkomodation den
Korrektionszustand des Auges bedingt). Die Adaptionszeit des Auges von hell nach dunkel dauert etwa 45 Minuten, von dunkel nach hell etwa 3 Min. Nur das an das jeweilige
Leuchtdichteniveu adaptierte Auge ist in der Lage den kleinstmöglichen Lichtdichteunterschied wahrzunehmen. Vollkommenes Nachtsehen tritt erst nach einer Dunkelanpassungszeit von mindestens 30 Minuten ein. Die Verwendung einer Brille
verkürzt die Adapationszeit auf etwa 10 Min. (Schweißer- oder Röntgenadaptionsbrille). Rotes Licht (>6600 Ångström) reizt nur die Zäpfchen. Für schriftliche Aufzeichnungen kann man demnach rotes Licht verwenden (evtl. Taschenlampe mit
roter Einschlagfolie bekleben) ohne die Adaption der Stäbchen zu beeinflussen. Besser ist die Aufzeichnung mit Diktiergerät. Die weiße Lichtquelle einer Uhr auf keinen Fall verwenden. Man achte auf ausreichende Vitaminzufuhr (keine
künstlichen Vitamine bzw. Fertigpräparate). Genuß- u. Aufputschmittel u.a. (Alkohol, Nikotin usw.) beeinflussen erheblich die Augenempfindlichkeit (u.a. die Pupillenöffnung, ziehen Durchblutungsstörungen der Netzhaut nach sich usw.). Das höchstempfindliche Auge ist ein extrem beanspruchtes Organ. Die Sternbeobachtung und vor allem die andauernde Arbeit am Computer-Monitor kann die
Augen stark übermüden u. überanstrengen (nach jeweils 45-50 Minuten am Monitor unbedingt stets eine Pause von 10 Min. einlegen). In dieser Yoga-Übung werden die Handflächen benutzt. Entspannt auf einen Stuhl sitzend, die Ellenbogen auf
einen Tisch gestützt, schließt man die Augen und bedecke sie mit den Handflächen, indem diese zum Teil überkreuzt werden, wobei die linke Handfläche über dem linken Auge und die rechte über dem rechten Auge ruht. Die Augen dürfen
keinesfalls gedrückt (gepreßt) werden. (Rötet sich die Haut an Stellen, wo die Handballen aufliegen, lege man ein Taschentuch aus Baumwolle dazwischen). Die Augen müssen geschlossen bleiben u. so entspannt wie nur möglich, von den hohlen
Handflächen bedeckt sein! Auf diese Art erholen sich die Augen weit wirkungsvoller als nach irgend einer sonstigen Methode. Je schwärzer die Farbe gesehen wird, um so entspannter ist der muskuläre Zustand der Augen. Neben dem Körper
(Gesichtsmuskeln) sollte man den Geist entspannen und während der Übung aus Langeweile keinen Problemen nachgehen. Die größte Dichte der lichtempfindlichen Stäbchen
befindet sich etwa 15-20 Grad abseits der optischen Achse, da die Rezeptoren zum Rand hin zusammengschaltet sind, wodurch die Empfindlichkeit erhöht, die Auflösung jedoch herabsetzt wird. Will man die höhere Lichtempfindlichkeit der
Stäbchen ausnutzen, peilt man etwa 15 bis 20 Grad am Objekt vorbei. Lichtschwache nebelhafte Objekte (Galaxien, planetarische Nebel, auftauchende Kometen usw.) und lichtschwache Sterne werden daher am besten durch indirektes Sehen mit
Hilfe der Stäbchen beobachtet. Die Netzhaut ist nicht homogen, sondern unterschiedlich lichtempfindlich. Um die Beobachtungen homogen zu halten, beobachtet man
daher stets mit den gleichen Netzhautstellen. Beim Schätzen Sterne niemals gleichzeitig mit unbeweglichen Augen anstarren. Einen schwachen Stern auch nie zulange fixieren. Der gelbe Fleck ist wesentlich geringer empfindlich. Die Netzhaut
adaptiert dann auf größere Leuchtdichten, der Schwellenwert wird heraufgesetzt und schwache Sterne verschwinden. Beide Sterne sind vielmehr nacheinander indirekt zu betrachen und ihre Helligkeit durch mehrmaliges Hin- u. Hersehen zu
vergleichen.
Witterung. Feine Schleierbewölkung (Höhenfächerwolken Cirrus)
oder diesige Luft, Nebel- u. Dunstfelder beinträchtigen natürlich die Messungen. Wetter- u. Beobachtungsbedingungen stets per Diktiergerät aufzeichnen und später im Beobachtungsbuch oder in einer Computerdatei archivieren. Der vertikale Augenradius ist unter Druck und Zusammenkneifen der Augenlider etwas kleiner als der horizontale, so daß immer bei möglichst enstpannter Augenmuskulatur (s. Augenentspannung) zu beobachten ist, da sonst der
dadurch bedingte Stabastigmatismus verstärkt wird. Astigmatimus (Hornhautverkrümmung) erzeugt eine unsymmetrische Verzeichnung der Bilder. Ein runder Lichtfleck wird eiförmig abgewandelt (ein Punkt erscheint als kleiner Strich), weil das
Auge in einer Ebene (vertikal) stärker bricht als in der anderen (horizontal). Der Linsen-Astigmatismus (unterschiedliche Schärfe der Abbildung durch Krümmungsfehler der Linse) kann bei großer Austrittspupille (geringe Vergrößerung) die
Beobachtung feiner Einzelheiten beeinträchtigen. Bei einem Star-operierten Auge entfallen die Linsenfehler (strahliger Astigmatismus u.a.). Das kurzsichtige Auge (Myopie) ist zu lang und das weitsichtige (Hyperopie) zu kurz, so daß der
Brennpunkt vor oder hinter der Netzhaut liegt. Diese Augenfehler entstehen durch eine Verlängerung bzw. Verkürzung des Augapfels und betrifft lediglich die Sehschärfe, die am Okularauszug des Fernrohres einfach auszugleichen ist. Lt.
Argelander sieht das kurzsichtige Auge häufig viel schärfer. Das Auge zeigt keine ideale geometrisch-optische Abbildung, da der Augapfel keine rein sphärischen Begrenzungsflächen besitzt. Wegen der sphärischen Aberration (Zonen
unterschiedlicher Brennweite = Kugelgestaltfehler) des Auges werden 1-2 mm von der optischen Achse entfernte Lichtstrahlen bereits um 1 bis 2 dptr. vor der Netzhaut vereinigt. Die Randabflachung der Hornhaut bedingt, daß die sphärische
Aberration peripherisch abnimmt. Je nach der Netzhautzone entsteht daher ein anderes Bild der Zerstreuungsfigur. Das Auge akkomodiert stets auf die engste Stelle des Strahlenbündels. Wegen der Glaskörperinhomogenitäten (Schlieren und Trübungen - sog. »Mücken«), sollte die Austritsspupille des Fernrohrs nicht unter 0.5 mm liegen. d=O/V.
d=Austrittspupille, O=Objektivöffnung, V=Vergrößerung. 0.5 mm Austrittspupille (erscheint als helles Scheibchen - Abbild des Objektivs - an der Augenlinse des Okulars) wird z. B. bei einem Teleskop mit 110 mm Öffnung bei 220facher
Vergrößerung erreicht. Der gleiche Durchmesser von Austrittspupille und Öffnungspupille des Auges (2-8 mm) definiert die Normalvergrößerung (Austrittspupille z. B. 6 mm = Augenpupille 6 mm = Normalvergrößerung). Bei etwa 6facher
Normalvergrößerung verteilt sich die Himmelsuntergrundhelligkeit auf eine größere Fläche. Durch den dunkleren Himmelsuntergrund können gegenüber der Normalvergrößerung etwa 0.5-1.5 mag lichtschwächere Objekte erkannt werden. Je nach Helligkeit, Sternfarbe, Abbildung und Abblendung wird die Intensitätsverteilung der Beugungsringe eines Sterns unterschiedliche erfaßt. Bei
Spiegelteleskopen ist wegen der zentralen Abschattung durch den Fangspiegel der Lichtanteil in den Beugungsringen wesentlich höher, der bei hellen Sternen stärker wahrgenommen wird als bei schwächeren. Eine Abblendung der freien Öffnung
führt ebenfalls zu einer Änderung der Lichtverteilung in der Beugungsscheibe des Sterns. Objektive oder Spiegel mit Zonen unterschiedlicher Brennweite (Kugelgestaltfehler) zeigen ebenfalls Änderungen der Lichtverteilung in den
Beugungsscheibchen. Die chromatische Aberration (Farbabweichung) entsteht nur bei Refraktoren (Fraunhofer-Objektiv). Das für visuelle Beobachtung korrigierte achromatische Objektiv vereinigt die Wellenlänge 0.000653 mm (rot) und 0.000486
mm (blau) in einem Punkt. Da nicht alle Wellenlängen im Brennpunkt vereinigt sind, zeigt das vom Objektiv entworfene Bild Farbränder (sekundäres Spektrum), dessen Helligkeit von der Sternfarbe abhängt. Bei rotem Licht ist der vom
korrigierten Objektiv vereinigte Lichtanteil größer, so daß rote Sterne gegenüber andersfarbigen heller erscheinen. Wegen des Korrektionszustandes der Optik sollte man während einer Beobachtungsreihe daher weder Fernrohr noch Okular
wechseln, da wegen der sonst vorkommenden Sprünge in der Stufenskala die Beobachtungen nicht ausgewertet werden können. Wegen Einhaltung des Fechner-Bereiches werden keine zu lichtstarken Fernrohre verwendet. Öffnung zur Einhaltung des Fechner-Bereiches evtl.
mittels Pappkreisring abblenden. Die Verzeichnung und Vignettierung (Helligkeits- und Schärfeabfall zum Rand hin) der Objektive kann zu Schätzfehlern führen, wenn Sterne in sehr unterschiedlicher Distanz von der Mitte oder in Nähe des
Gesichtsfeldrandes verglichen werden. Die durch Luftturbulenzelemente von im Mittel 10 cm Durchmesser verursachte Intensitäts-, Richtungs- u. Farbszintillation kann zu
Fehleinschätzungen (besonders in größerer Zenitdistanz) führen. Die differentielle Extinkion führt zu Fehlern, wenn die Sterne mit denen das Objekt verglichen wird unterschiedliche Zenitdistanzen einnehmen, oder die Korrektion auf
Zenithelligkeit (Zenitdistanz z=0) mit den Mittelwerten einer Extinktionstafel, anstatt mit dem wahren visuellen Extinktionskoeffizienten (kv) vorgenommen wird. Vergleicht man den Veränderlichen V, z. B. in Zenitdistanz z=75 Grad (90-75
= Höhe 15 Grad), mit einem Stern c in z=72 Grad, mag die Schätzung c 1 V ergeben (Stern c 1 Stufe heller als V), wobei der genaue Exitinktionskoeffizient kv zu 0.3 mag angenommen wird. Der Extinktionskoeffizient kv wächst mit abnehmender
Wellenlänge und ist zudem vom Beobachtungsort und Beobachtungszeit abhängig. kv 0.3*(1/COS(RAD(75))-1) = Helligkeit des Veränderlichen gegenüber Zenithelligkeit 0.853 mag und Helligkeit des Vergleichssterns c 0.668 mag schwächer.
Die differentielle Extinktion (dm) zwischen Stern V u. c beträgt demnach 0.853-0.668 = dm 0.185 mag. Liegt der persönliche Wert einer Stufe momentan bei 0.08 mag beträgt dm 0.185 mag / 0.08 = dm 2.3 Stufen. Wegen der differentiellen
Extinktion ist in Wirklichkeit auf Zenithelligkeit bezogen c nicht 1 Stufe heller als V, sondern der Veränderliche 1 Stufe heller als c (V 1 c): c -1 = c 1 Stufe - dm 2 Stufen Extinktion = c -1 V bzw. V 1 c. Die Erdatmosphäre kann in
guter Näherung in geringen Zenitdistanzen, als eine parallele Schicht mit konstanter Dicke angenommen werden; denn die Krümmung der Erdatmosphäre ist erst in größeren Zenitdistanzen als 70 Grad nicht mehr zu vernachlässigen. Die Helligkeitsabnahme durch die
Extinktion ist entweder direkt zu messen (lichtelektrisches Photometer) oder visuell zu schätzen. Hierzu sind Vergleichssterne bekannter Helligkeit am Zenit heranzuziehen. Erscheint ein Stern B mit Zenithelligkeit 3.45
mag in Zenitdistanz 50 Grad so hell wie Stern A in Zenitnähe mit 3.28 mag Zenithelligkeit. beträgt die Extinktion in z=50° (3.45-3.28 = ) 0.17 mag. (Der photographische Extinktionskoeffizient (kp) ist analog zu bestimmen. REM GFA29 VISUELLER EXTINKTIONSKOEFFIZIENT kv b=geographische Breite Beobachtungsort,
d=Deklination, ar=Rektaszension Objekt, t=Stundenwinkel des Objektes (t=ost-ar), osz=Ortssternzeit. Zenitdistanz (z) und Aszimut (az) eines Objektes: Den Zustand der Atmosphäre bewertet man am besten mit Hilfe einer
5-stufigen Skala. Beurteilung der Durchsicht nach der am Zenit sichtbaren Grenzgröße der Sterne. Stufe 1 = 6 mag = sehr gute Durchsicht. Beurteilung der Luftunruhe (Bildgüte) nach den Schwankungen (Durchmesser in Bogenskunden) des Zitterscheibchens eines im Fernrohr sichtbaren Sterns um seine Mittellage
(s Documentation). Da die Netzhaut nicht homogen ist, schätzen die meisten Beobachter Sternhelligkeiten positionswinkelabhängig. So Schätzt man einen Stern links
oben im Gesichtsfeld schwächer als im Vergleich zu einem rechts unten, von zwei nebeneinander stehenden Sternen wird der rechte, von zwei übereinander stehenden Sternen der untere meist zu hell geschätzt. Man nimmt daher unabhängige
Schätzungen mit einem seitenverkehrenden Zenitprisma in 4 je um 90 Grad gedrehter Lage des Zenitprismas vor und bildet den Mittelwert der Schätzungen. Da sich der Positionswinkel der Sterne gegen die Zenitrichtung mit dem
Stundenwinkel ändert, wird dieser Effekt auch als »Stundenwinkelfehler« bzw. »parallaktischer Fehler« bezeichnet. Die Unsicherheit beim Schätzen des Mehrfachen der Unterschiedsschelle nimmt mit
steigenden Intensitätsunterschied stark zu. Nur in dem engen Bereich von 4-5 Stufen = ca. 0.4-0.5 mag ist die Schätzung einigermaßen genau (bei der Auswahl der Vergleichssterne zu beachten), aber die Gleichheit von Leuchtdichten empfindet
man dafür mit großer Sicherheit. Die Unsicherheit der Schätzung wächst mit
zunehmender Distanz der Vergleichssterne zum Objekt (Veränderlicher), da der dann nicht mehr unmittelbare Helligkeitseindruck längere Zeit im Gedächnis weilen muß; denn eine Schätzung ist unmöglich, wenn zwischen Vergleichsstern und
Veränderlicher andere den Gedächniseindruck zunichte machende Sterne angesehen werden. Der Distanzfehler ist bei Auswahl der Vergleichssterne stets zu beachten. Liegen Vergleichssterne und Veränderlicher nicht gleichzeitig im
Blickfeld mühelos einstellbare Vergleichssterne auswählen. In Nähe des Objektes gelegene weniger ideale Vergleichssterne sind jedenfalls viel besser als perfekte, die erst umständlich durch Drehung des Fernrohrs eingestellt werden
müssen. Dieser Fehler ist bei Verwendung eines künstlichen Sterns, der lichtelektrischen oder photographischen Photometrie ausgeschlossen. In der Nachbarschaft der Vergleichssterne
und des Veränderlichen (Objekt) sind häufig weitere unterschiedlich helle Umfeldsterne sichtbar, die eine Schätzung beinträchtigen. Das Auge adaptiert auf die Leuchtdichte der hellsten Sterne. Ein Vergleichsstern nahe eines wesentlich
helleren Sternes wird durch das geblendete Auge zu schwach geschätzt, woraus ein zu heller Veränderlicher resultiert. Eine stärkere Vergrößerung mindert manchmal den Fehler. Die Kondition (Müdigkeit, Frieren, Unlust usw.) kann die Konzentration und damit die Messungen stark beeinflussen. Eine angespannte
und ermüdende Körperhaltung führt daher schnell zu Fehlschätzungen. Dieser Fehler läßt sich durch Wahl einer bequemen Sitzmöglichkeit u. Einhaltung von Ausruhphasen verringern. Im Beobachtungsbuch sind auch hierzu alle Angaben zu machen
die Einfluß auf die Beobachtungen haben. Flächenhafte Sterne sind meist besser einzuschätzen als punktförmige. Sterne daher geringfügig extrafokal einstellen. Unscharfe
Sternabbildungen sind jedoch lichtschwächer und oft farbiger, so daß der Purkinje-Effekt zu Fehlern führen könnte. Die
Schätzung von Intensitätsdifferenzen wird durch die unterschiedlichen Farben der Sterne erschwert. Die unterschiedliche Färbung der Sterne verursacht hauptsächlich die größten Abweichungen von der berechneten oder gezeichneten mittleren
Lichtwechselkurve; denn im Vergleich zu weißen und blauen Sternen erscheinen rötliche Sterne einigen Beobachtern heller und manchen schwächer als dem Durchschnitt der Beobachter (Purkinje-Phänomen). Der subjektive Emfindungsunterschied
unter den Beobachtern macht bei rötlichen Sternen 0.1-0.5 mag aus, kann aber bei extrem roten Sternen (z. B. S Cephei) 1 Größenklasse erreichen. Unter Erwartung
und vorgefaßter Meinung gemachte Beobachtungen sind wertlos. Man orientiere sich daher weder an Zahlen, vorherigen Schätzungen noch an Elementen (Ephemeriden) oder Lichtwechselkurven, B-R Diagrammen usw., da immer die Gefahr besteht die
Beobachtung unbewußt der Rechnung (B-R) anzupassen. Die Ephemeriden der Veränderlichen geben ungefähre Maxima- und Minima-Zeitpunkte nach denen man die Beobachtungzeit der Hauptphasen einrichten kann. Die Kenntnis ungefährer
Hauptphasenzeitpunkte darf die Wahrnehmungen auf keinen Fall beeinflussen. Bei jeder einzelnen Schätzung bemühe man sich um vorurteilsfreie Objektivität. Dr. P. Ahnert, Kalender für Sternfreunde 1957, S. 171:
»Beobachtungen dieser Art haben aber noch einen nicht zu unterschätzenden Wert für den Beobachter selbst. Sie sind ein ausgezeichnetes Erziehungsmittel zur Gewissenhaftigkeit und Selbstkritik. Damit sie nämlich wirklich zuverlässig werden,
muß sich der Beobachter von jeder Voreingenommenheit, von jeder Erwartung, daß der Stern sich jetzt so oder so verhalten müsse, völlig frei machen. Diese Forderung, die in allgemeinster Fassung für jede wissenschaftliche Beobachtung
überhaupt gilt, hat Gerhard P. Kuiper, einer der besten amerikanischen Beobachter, in bezug auf Planentenbeobachtungen kürzlich etwa so formuliert: 'Der Beobachter sollte völlig unineressiert sein am Ergebnis seiner Beobachtung. Diese
Forderung klingt paradox und beinahe unerfüllbar. Aber es ist wesentlich, daß der Beobachter, wenn er sich einmal zum Beobachten entschlossen hat, alle Wünsche, Gefühle und Erinnerungen ausschaltet und selbst zu einem Instrument wird, bis
seine Arbeit erledigt ist'. Die Zentrale der deutschen Veränderlichenbeobachter, die Berliner Arbeitgemeinschaft für Veränderliche Sterne e.V. (BAV), hält für Interessenten
Orientierungskärtchen mit empfohlenen Vergleichssternen bereit. BAV Blätter 1 - Kleines Programm. Umgebungskarten und Ephemeriden von 11 Veränderlichen Sternen, 16 Seiten. Anhand des Globus oder mit Hilfe photographischer Sternkarten (z.
B. Atlas Stellarum, Falkauer Atlas), ist der Veränderliche über Sternfigurationen und Einstellung am Fernrohr schnell gefunden (die Helligkeit des Veränderlichen am Globus wird nach seinen Lichtwechselelementen berechnet, so daß die
Stufenschätzmethode nach Argelander auch an den Veränderlichen des Globus geübt werden kann). Einen mehrfach eingestellten Veränderlichen wird man auch ohne Sternkarte sofort mühelos wiederfinden (Süden ist im umkehrenden Fernrohr oben;
die Deklination nimmt positiv nach Norden und die Rektaszension nach Osten zu). Feldstecher sind wegen des großen Blickfeldes in Verbindung mit den BAV- und AAVSO-Karten bestens geeignet. Ein Diktiergerät ist zur unmittelbaren Aufzeichnung der
Beobachtungsdaten am Fernrohr sehr nützlich, dennoch sollten Tonbandaufzeichnungen (Datum, Uhrzeit, Daten, Bemerkungen usw.) auf ein Formular eingetragen bzw. als Computerdatei (Datenbank bzw. Statistikprogramm) oder Audiodatei auf Floppy
Disk oder CD-R archiviert werden, wobei jede Beobachtung (bzw. Formular) eine fld. Nummer erhält. Für statistische Aufzeichnungen Standardformulare DIN A 4 (Formular A/Jahr/Beobachtungsnr.) anfertigen und mittels Fotokopierer oder Scanner vervielfältigen. Wichtige Rubriken sind Datum, Uhrzeit (stets
in Weltzeit UT), Beobachtungsort (geograph. Breite u. Länge, Höhe über N.N.) u. Objektbezeichnung, Instrument (evtl. technische Mängel), Vergrößerung, und solche die eine qualitative Beurteilung der Beobachtungsbedingungen ermöglichen:
Wetterbedingungen (Windstärke in Beaufort-Skala, Temperatur, relative Leuftfeuchtigkeit, Luftdruck [Barometer-, Thermometer- u. Hygrometerstand], Tau, Bodennebel usw.) im Laufe der Nacht, Luftzustand, starke Szintillation, Kondition
(starke Müdigkeit), störendes Nebenlicht (Mondschein, nahe Straßenbeleuchtug, Dämmerung) usw. (Wetterextras, Satellitenbilder usw. im Internet). Genügend Freiraum für Aufzeichnungen, Änderungen und Anmerkungen übrig lassen. Die
meisten Beobachter begnügen sich freilich mit wenigen notwendigen Angaben. Sämtliche Auswertungen werden auf einem separaten Formular vorgenommen. Die
Veränderlichen werden in zwei grundverschiedene Gruppen eingeteilt: die physikalischen und die optischen Veränderlichen bzw. Bedeckungssterne. Die physikalisch Veränderlichen werden wiederum in zwei Gruppen eingeteilt: die pulsierenden und
die eruptiven Veränderlichen (Novae). Die Komponenten eines Doppelsternsystems
bedecken sich gegenseitig während des Umlaufes. Da die Bahnebene der Komponente zufällig mit der Erdbahnebene nahezu zusammenfällt, kann ein periodischer Lichtwechsel beobachtet werden. Hauptklasse E (HV = Hauptvertreter). Klasse EA: Algolveränderliche mit Perioden von 0.2-10 000 Tagen.Haupt- u. meist Neben-Minimum. HV = Zu den pulsierenden Veränderlichen zählen die Cepheiden,
RR-Lyrae-Sterne, die langperiodischen Mira-Sterne und die halb- (SR) u. unregelmäßigen (L) Veränderlichen. Klassische Cepheiden C (Population I). HV = TW Canis Maioris. Meist streng konstanter Lichtwechsel. Lichtwechselperiode 1-50 Tage.
Überriesen der Spektralklasse F bis G. Helligkeitsänderung 0.1-2 mag. Bei Perioden von nur ein paar Tagen sind längere Beobachtungsreihen je Abend zweckmäßig, um die vollständige Lichtkurve zu erhalten. Zur Periodenkontrolle sind besonders
dicht beobachtete Minima wünschenswert, um daraus die genaue Zeit des Minimums zu ermitteln. Klasse C Bei bekannter Lichtwechselperiode ergibt sich aus der
Perioden-Leuchtkraft-Beziehung die absolute Leuchtkraft, durch Vergleich mit der scheinbaren Helligkeit das Entfernungsmodul und daraus endlich die Entfernung in Lichtjahre oder Parsec. Langperiodische Veränderliche des Typs M.
Hier genügt pro Abend oder im Abstand von einigen Tagen je eine Beobachtung. Rote Riesen-Veränderliche vom Typ SR. Die Periode ist häufig gestört und kaum bestimmbar. Spektraltyp M,C,S mit Amplituden <2.5 mag. Lichtwechselperiode 30-1000 Tage. SR: Halbregelmäßige Veränderliche. HV = VW UMa. RR Lyrae-Veränderliche. Kurzperiodische Cepheiden
oder Haufencepheiden. Riesensteren der Spektralklasse A bis F mit Amplituden unter 2 Größenklassen. Alte metallarme Sterne die im Stadium der Instabilität pulsieren. Die Perioden und Amplituden sind häufig nicht konstant, sind aber durch
überlagerte, längere Perioden darstellbar (sog. Blashko-Effekt). Lichtwechselperioden 0.05-1.2 Tage. Hier sind möglichst lange und dichte Beobachtungsreihen je Abend sinnvoll. RR-Lyrae-Sterne können in einer Reihe aufeinanderfolgender
Nächte in Zeitabständen von 15 Min. beobachtet werden. 100 oder mehr Beobachtungen werden auf eine mittl. Periode reduziert. Der Blashko-Effekt ist aus Beobachtungsreihen über Wochen oder Monate zu ersehen.
RR: Periode und Lichtkurve meist konstant. HV = V756 Oph. RV-Tauri-Veränderliche. Veränderliche Überriesen. Spektraltyp G,K,M. Amplitude 3 Größenklassen. Periode 30-150 Tagen. R Scuti ist der hellste
Vertreter dieses Veränderlichentyps. Dieser Typ erfordert mindestens eine Beobachtung an jedem klaren Abend. Langsame unregelmäßige Veränderliche L. Typ L wird oft mit den ähnlichen eruptiven Veränderlichen Typ I verwechselt. Eruptive Veränderliche. Irreguläre Veränderliche I. HV = T Tauri Sterne oder Nebelveränderliche. Von Nebelmassen eingehüllte Sterne früher Entwicklungsphase. Alle Rechte vorbehalten (all rights reserved), auch die der fotomechanischen Wiedergabe und der Speicherung in elektronischen Medien, Translation usw. Dasselbe gilt für das Recht der öffentlichen Wiedergabe. Copyright © by H. Schumacher, Spaceglobe |
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